Beautiful Ohio mit der Queen of the Mississippi

Anreise und Tag 0

Bis Sonntag dachten wir ja noch, dass wir eine Flusskreuzfahrt auf dem oberen Mississippi von St. Paul nach St. Louis machen würden, doch der Montagmorgen brachte eine Überraschung in Form einer E-Mail einer Freundin mit dem Inhalt, dass die Queen of the Mississippi nicht nach St. Paul sondern auf den Ohio nach Cincinnati fahren würde. Gab es vor mehr als zwei Wochen noch Hochwasser, soll nun Niedrigwasser schuld an der Routenänderung sein. Tja, nur unser Flug war für Minneapolis gebucht und Cincinnati ist locker zwei Tage Autofahrt entfernt. Also den ganzen Tag mit der Airline gecheckt, ob und zu welchen Kosten eine Umbuchung unseres Anschlussfluges ab Philadelphia am Donnerstag möglich ist oder ob es bezahlbare Flüge von Minneapolis nach Cincinnati gibt – letzteres geht übrigens nur mit Umsteigen via Chicago. Dann auf eine Antwort von der Reederei gewartet, die endlich die Umroutung, welche wir schon anhand der Schleusenlisten bestätigt sahen, ebenfalls bestätigte. Flug umgebucht, Mietwagen geändert, Hotel in Minneapolis storniert, neues Hotel bei Cincinnati gebucht. Leider würden wir nun zwar unsere Freunde am oberen Mississippi nicht treffen können, inklusive derer, die uns die Nachricht übermittelt hatte. Aber kurzfristig ergab sich auch noch eine ganz andere Möglichkeit, doch dazu später mehr.

US717 wartet auf uns
US717 wartet auf uns

Am Donnerstag ging es endlich los mit US717 nach Philadelphia. Angenehm, endlich mal ein Flug um die Mittagszeit, ohne dass wir um 4 Uhr aufstehen mussten. Gepäckabgabe war kein Problem. Mein Deuter Daypack wurde als Personal Item nicht mal angesehen. Bei US sind 18 kg Handgepäck erlaubt, dabei ein Handgepäck und ein Personal Item. Also hatte ich neben dem Rucksack noch einen mehr oder minder leeren Bordtrolley mit dabei. Die zweite Sicherheitskontrolle vor den Gates für USA Flüge ist inzwischen abgeschafft. Aber mein Mann hatte mal wieder „SSSS“ auf seinem Boarding Pass stehen und durfte sich einer kurzen Sonderkontrolle unterziehen. Abflug war 12:15 Uhr. Schon beim Check-in war uns ein Vater mit zwei Söhnen aufgefallen, der irgendwelche Probleme hatte. Die drei standen nun am Gate und die Probleme waren nicht gelöst. Offensichtlich hatte der Vater irgendwelche Probleme mit der Einreise. Das Boarding verzögerte sich weiter und weiter. Irgendwann plötzlich strahlende Gesichter, nachdem der ältere Sohn schon sagte, dass nur alle drei oder keiner fliegen würde. Nach gut einer Stunde ging das Boarding endlich los. Wir sahen schon langsam das Zeitfenster für unseren Anschluss schwinden. Der Service an Bord und das Essen war übrigens überrraschend gut, nachdem alle schon eher negativ über US berichtet hatten. Eine halbe Stunde der Verspätung konnten wir wieder einholen.

Wir rannten mehr oder minder den unendlichen Weg zur Immigration, wo aber gar nichts los war. Die Einreise war unproblematisch. Wir mussten anschließend sogar auf unser Gepäck warten. Dann durch den Zoll, Gepäck wieder abgeben und weiter im Laufschritt zu Gate A1, denn wir mussten mit dem Shuttlebus zum Terminal F. Kurz vor dem Gate A1 war endlich ein Monitor…. tja, wir hätten uns gar nicht beeilen müssen. Statt 17:44 Uhr stand da plötzlich 19:03 Uhr als Abflugzeit für unseren Anschlussflug nach Cincinnati. Dafür konnten wir am Abfluggate angekommen in aller Ruhe das kostenlose WLan des Flughafens Philadelphia nutzen. Die Preise für Wasser und Snacks waren allerdings überraschend hoch. Jedoch waren wir ohnehin nicht sonderlich hungrig. Der Flieger war endlich da, doch nun fehlte die Crew. Und dann hieß es anstellen vor der Startbahn… due to heavy airtraffic… Stau am Flughafen. Nach gut einer weiteren Stunde hoben wir doch noch ab in Richtung Cincinnati. Dort angekommen war es schon fast 22 Uhr Ortszeit und der Flughafen im Schlafmodus. Übrigens liegt der Flughafen Cincinnati auf der anderen Flussseite im Bundesstaat Kentucky. Gepäck holen, zum Mietwagen Shuttle, warten, Mietwagen abholen und los zum Hotel. Irgendwie fällt die Orientierung im Dunkeln schwerer. Wir kennen uns ja eigentlich aus in Cincinnati und Umgebung, verpassten aber doch die richtige Ausfahrt und waren dann endlich gegen 23 Uhr im Hotel, dem Days Inn in Florence, Kentucky. Todmüde fielen wir in die Betten.

Anderson Ferry Boone No. 7
Anderson Ferry Boone No. 7

Kurzfristig hatten wir noch einen Freund kontaktiert, der in der Gegend ein kleines Radboot als privates Hausboot hat, die Clyde. (mit Punkt am Ende, wie früher bei den Raddampfern üblich). Es sollte so sein, dass er seit Erwerb des Boots im letzten Jahr und nach der Renovierung des Schaufelrads die erste Probefahrt machen wollte und das just an diesem Freitag. So fuhren wir nach dem Frühstück in Richtung Aurora, IN. Flussabwärts von Cincinnati gibt es die Anderson Ferry. Eine der drei Fähren ist die Boone Nr. 7, eine kleine und wohl die letzte Seitenradfähre aus dem Jahr 1935. Sie sollte heute Morgen fahren, da sie nur noch zu Stoßzeiten und als Ersatz eingesetzt wird. Wir machten Fotos und fuhren dann mit der Boone Nr. 7 von Kentucky nach Ohio. Die Fahrt kostet übrigens 5 Dollar und die Fähre wird gut genutzt.

erster Blick auf unser Boot
erster Blick auf unser Boot

Auf dem Highway 50 – dem Ohio River Scenic Byway – fuhren wir flussabwärts in Richtung Aurora. Plötzlich sah ich in einem kurzen Augenblick die Queen of the Mississippi, die wir eigentlich erst gegen Abend erwartet hatten. Als erfahrene Raddampfer-Fans machten wir umgehend kehrt, fanden auf der Karte einen kleinen Park am Ufer (ja, die guten alten Papierkarten sind manchmal besser und viel schneller als die digitale Lösung, die Probleme beim GPS Empfang hatte). Das Boot ist echt schnell!! Wir sahen sie nur noch von hinten. Also weiter zurück fahren. Kleine Anmerkung: In den USA ist ein Flusschiff ein Boot und nur ein Schiff, das auch auf dem Meer fahren kann, ein Schiff.

Schleusenwärterhaus Old Lock 37
Schleusenwärterhaus Old Lock 37

Bei Sayler Park gibt es einen sehr schönen kleinen Park rund um das alte Schleusenhaus der früheren Schleuse 37, den Fernbank Park. Der Park hat übrigens auch einen tollen großen Spielplatz und ich kann gar nicht verstehen, warum sich unsere Tochter dafür überhaupt nicht mehr interessierte, nur weil sie nun 13 ist. Dort fanden wir einen schönen freien Blick zum Fotografieren, auch wenn das Wetter mit Nebel und leichtem Regen nicht ganz mitspielte.

Rafter Clyde.
Rafter Clyde.

Es ging weiter nach Aurora. Pünktlich um 10 Uhr kamen wir an. Inzwischen hatte es aufgerissen und die Sonne kam raus. Don und Aaron machten die Clyde. schon so weit starklar. O.k., Aaron fuhr noch seinen Raddampfer „spazieren“, das Modellboot Wild Goose. Noch fehlte Philip, der „Maschinist“, der aber auch bald eintraf. Aaron besorgte noch ein Teil, weil er Don eine bessere Dampfpfeife aus Messing mitgebracht hatte (Aaron ist Spezialist für Dampfpfeifen). Irgendwann ging es dann los. Don steuerte von der Marina auf den Fluss. Philip übernahm erst einmal das Steuer. Die Zahl der Umdrehungen des Schaufelrads wurde getestet und mit 20 Umdrehungen pro Minute waren die beiden zufrieden. Dann übernahm unsere Tochter das Steuer, was sie übrigens sehr gut machte, denn Erfahrung hat sie ja schon. Geschickt achtete sie auf die treibenden Baumstämme und umfuhr diese, denn sonst könnte das Schaufelrad beschädigt werden.

Impressionen von der Clyde.:

Toys for Boys - Modellboot Wild Goose
Toys for Boys – Modellboot Wild Goose

Bei der I-275 Brücke drehte sie dann um und fuhr flussabwärts. Dort kamen uns zwei Tows entgegen, das sind Schubverbände aus einem Schubboot mit Lastkähnen (barges) – drei in der Breite und fünf in der Länge, was der Maximallänge für die Schleusen auf dem Ohio und dem oberen Mississippi oberhalb von St. Louis entspricht. Das erste Tow hatte sogar noch zwei zusätzliche leere Barges an der Seite. Don übernahm erst wieder bei Umdrehen in Aurora und für die Rückfahrt in die Marina. Danach ließen sowohl Aaron als auch Philip noch ihre Modellboote fahren und wir unterhielten uns eine ganze Weile.

Irgendwann ging es wieder zurück ins Days Inn in Florence, Kentucky. Wir wollten noch ein bisschen shoppen. Ich wollte zu Jo Ann Fabrics (Stoffe und Stickgarn). Ich hatte zwar auch den Store Locator von Michaels befragt, aber mir wurde kein Laden in Florence angezeigt. Umso überraschter war ich, als ich doch einen Laden dort entdeckte (sind beide Ketten vertreten, dann sind die Preise nochmal günstiger). Danach ging es noch zu WalMart. Da wir kein Mittagessen hatten, waren wir entsprechend hungrig und gingen zu Famous Dave’s, einer BBQ Kette. Dort wollten wir auch zu Abend essen, wären wir in Minneapolis gelandet. Ein Muss sind für uns die leckeren BBQ-Saucen von Famous Dave´s, von denen zwei in unserem Gepäck landeten. Anschließend ging es zurück ins Hotel.

Wer mal die Spezialitäten der Region kosten möchte, sollte zu Skyline Chilli gehen, allerdings könnte die Spezialität des Hauses nicht Jedermann’s Geschmack treffen – Spaghetti mit Chili und jeder Menge Käse. Graeter’s Icecream ist eine weitere lokale Spezialität. Wenn wir schon bei lokalen Spezialitäten sind, der Großraum Cincinnati erstreckt sich beidseits des Ohio. Nördlich ist der Bundesstaat Ohio mit der eigentlichen Stadt Cincinnati, die im Übrigen Partnerstadt von München ist. Südlich des Flusses liegt der Bundesstaat Kentucky mit den Städten Covington und Newport. Der Flughafen von Cincinnati liegt übrigens auf dem Gebiet von Covington in Kentucky, wodurch sich die Abkürzung CVG für den Flughafen erklärt. Das Gebiet war auch bei deutschen Auswanderern sehr beliebt. So gibt es in Covington die Main Strasse, die sich als typisch Deutsch betrachtet. Eine weitere regionale Spezialität ist Goetta, eine Frühstückswurst deutschen Ursprungs (aus Westfalen, Hannover/Oldenburg) und die meist dazu führt, dass man als Deutscher darauf angesprochen wird, auch wenn es sich wohl um eine sehr regional begrenzte deutsche Spezialität handelt, die im Laufe der Zeit in den USA stark abgewandelt wurde. Aufgrund der Städtepartnerschaft mit München gibt es in Newport übrigens das erste lizensierte Hofbräuhaus außerhalb von München. Der Leberkäse war ganz in Ordnung, aber Fried Green Pickles sucht man dann doch auf der Münchner Speisekarte vergebens. Der Großraum Cincinnati bietet viel Interessantes, so dass sich auch ein mehrtägiger Voraufenthalt lohnt. In Newport findet sich am Fluss Newport on the Levee mit einem Entertainment Komplex samt Restaurants und Shopping Center. Außerdem fahren hier die Boote von Alan Bernstein ab, die BB Riverboats. Das Newport Aquarium mit der größten Hai-Ausstellung und der Zoo samt botanischem Garten von Cincinnati sind sehenswert. Museumsliebhaber finden im Union Terminal in Cincinnati interessante Ausstellungen. Die Geschichte der Sklaverei beleuchtet das National Underground Railroad Freedom Center in Cincinnati (Ohio war ein freier Staat, Kentucky war ein Sklavenstaat). Fans von George Clooney sollten auf jeden Fall einen Abstecher nach Augusta, Kentucky, seinem Geburtsort machen, wo er auch noch die High School besuchte. Vater Nick und die Mutter leben heute noch in Covington. Und die verstorbene Tante Rosemary war eine bekannte Sängerin in den 1950er Jahren (Come On-a My House, Mambo Italiano, This Ole House), deren Wohnhaus in Augusta besichtigt werden kann. Rosemary Clooney spielte übrigens eine der weiblichen Hauptrollen in dem Film „White Christmas“ (Weiße Weihnachten).

Anmerkung: Cruisediary.de fuhr mit der Queen of the Mississippi auf Einladung von American Cruise Lines.

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