Ein Tag mit dem Vulkan – Als Vorbereitung auf den heutigen Tag hatten wir den Roman “Insel auf dem Vulkan” von Joseph Hayes gelesen. Der Roman basiert auf den Tatsachen des Vulkanausbruchs von 1973, die Handlungen der einzelnen Personen sind natürlich fiktiv. Dennoch schildert er sehr eindrucksvoll die Ereignisse rund um den Ausbruch des Feuerbergs Eldfell, den die Einheimischen immer noch Kirkjufell – Kirchenberg nennen, denn der Ausbruch begann in der Nähe des Kirchengehöfts.
Ankunft: | 7 Uhr |
Abfahrt: | 16 Uhr |
Dress Code: | Elegant – Captain´s Welcome Gala |
Wir wachten kurz vor 6 Uhr auf und fuhren gerade direkt an einem großen Felsen vorbei. Also schnell fertig machen und hoch auf Deck 7 für Fotos von der Einfahrt nach Heimaey, der Hauptinsel der 14 Westmännerinseln. Auch die ersten Schafe – etwas unscharf – sind zu erkennen.
An der Hafeneinfahrt ist ein riesiger vulkanischer Felsen, der sich bei Vögeln größter Beliebtheit erfreut. Der Heimaklettur enstand schon vor mehr als 40.000 Jahren und ist der älteste Part der Insel. Es führen auch Leitern und Wege auf den Felsen. Pufflings, junge Papageientaucher, kann man hier bereits im Hafen sehen. Sie haben noch nicht den markant orange gefärbten Schnabel wie die ausgewachsenen Vögel.
Die Sonne ging hinter den Felsen und den Wolken auf.
Und gibt den Blick frei direkt auf den unaussprechlichen Vulkan – den Eyjafjallajökull -, der 2010 den Flugverkehr in ganz Europa zum Erliegen brachte. Ihn werden wir später noch in aller Pracht sehen.
Kapitän Albuquerque leistet gute Arbeit – gefühlt Zentimenterarbeit, denn es ist sehr eng im Hafen von Heimaey. Heimaey heißt übrigens schlicht Heimat.
Um 7 Uhr gingen wir ins Restaurant zum Frühstück. Die Auswahl überzeugte deutlich mehr als die zum Abendessen gestern. Ich lies mir an der Carving-Station – zum Frühstück die Eierstatiton – ein Omelett nach Wunsch machen und nahm noch Obst und Joghurt.
Dann mussten wir uns auch schon fertig machen für unseren Ausflug, den wir vorab gebucht hatten – “Vulkanismus aktiv erleben bei einer Wanderung über die Insel” (115 Euro, 4 Stunden). Davor noch schnell die Audioguides abholen (die Kopfhörer dafür lagen bereits auf der Kabine). Unsere Lektorin Marieluise Erhart begleitete den Ausflug, übergab das Mikro an unsere einheimische Führerin, nachdem alle erklärt hatten, dass sie Englisch verstehen würden. Unsere Führerin ist eigentlich Krankenschwester im örtlichen Krankenhaus – wie es ihre Mutter war, die damals 1973 während des Vulkanausbruchs im Dienst war und daher auf der Insel blieb. Sie erläuterte recht lebendig die Geschichte des Vulkanausbruchs im Januar 1973, der bis Juli andauerte.
Zunächst ging es auf den Lavastrom zu den Resten der historischen Festung Skansinn und dem durch den Lavastrom halb verschütteten Wassertank, der Seewasser für die Fischfabriken enthielt. Dort ist auch ein medizinisches Museum sowie eine von Norwegen gestiftete Holzkirche.
Weiter ging es über die Lavafelder hoch auf die fünf Gipfel des 221 m hohen Vulkans Eldfell, der bei dem Ausbruch erst entstanden ist. Der nächste Stopp ist auf dem früheren Schwimmbad, das gänzlich verschüttet wurde. Das Schwimmbad war übrigens mit ungeheiztem Meerwasser gefüllt.
Auf den Lavafeldern stehen hölzerne Straßenschilder als Andenken an die darunter liegenden verschütten Straßen. Rund 400 Häuser fielen dem Lavastrom zum Opfer. Alle 5.000 Bewohner konnten sich jedoch retten. Erst später gab es ein Todesopfer bei Aufräumarbeiten, als sich giftige Gase bildeten.Teilweise entschieden nur wenige Meter über Totalverlust und Wiederaufbau. Bis zu 40 m hoch verschüttete der Lavastrom die Häuser.
Gut 10 Jahre konnten die Bewohner von Heimaey ihre Häuser mit der Wärme des erkaltenden Magmas heizen. Daran erinnern verschiedene Informationstafeln. Wichtig war der Erhalt der Hafeneinfahrt, um die Erreichbarkeit der Insel sicherzustellen. Die gewagte Idee war es, mit Hochleistungspumpen der Amerikaner den Lavastrom zu kühlen. Der Plan ging auf. Eine der Pumpen steht bis heute als Schauobjekt am Wegesrand.
Wir hatten ein Traumwetter erwischt. 9 Grad aber strahlenden Sonnenschein. Der Blick reichte bis zum Festland und den dortigen unausprechlichen Vulkan – den Eyjafjallajökull. Hier zwei Panoramen:
Und weiter zur Hafenausfahrt:
Der Weg ist gut ausgeschildert und kann natürlich auch ohne Guide bewältigt werden. Ganz oben gibt es noch immer diverse Löcher, aus denen Wärme kommt und in denen noch heute gelegentlich Brot gebacken wird.
Auf einem steilen Lavageröllweg ging es hinunter zum Eldfell Museum (Eintritt 2.400 ISK, ca. 18 Euro, im Tourpreis enthalten). In diesem Museum wird die Geschichte des Vulkanausbruchs sehr lebendig und interaktiv dargestellt. Das Museum wurde um ein verschüttetes Haus gebaut. Dessen Innern kann mittels Kameras erforscht und Details herangezoomt werden. Am Eingang gibt es Audioguides mit guten Erläuterungen (auf Deutsch). Wir hatten gut eine Stunde Zeit für das Museum.Vor dem Museum sind die Überreste eines weiteren Hauses zu sehen.
Anschließend ging es durch den Ort zurück zum Schiff. Wir setzten uns vorher ab und gingen noch hinüber zum Friedhof und der Kirche und dann durch den Ort zurück zum Schiff.
Leider war keiner der Läden am Sonntag geöffnet, so dass es keinen Magneten für unsere Sammlung gab. Dann halt noch ein paar Fotos am Hafen. Es gibt übrigens am Hafen diverse private Anbieter für Bootstouren oder auch Fahrradverleihe, die aber überwiegend saisonbedingt bereits geschlossen waren.
An Bord gab es ab 12 Uhr Mittagessen in Buffetform im Restaurant. Mir gefiel die Auswahl besser als gestern. Es blieb allerdings der einzige Tag, an dem es auch mal Huhn am Buffet gab – das war sogar richtig gut! Die Käseauswahl ist immer recht gut. Alternativ war das Lido Café beim Pool geöffnet. Dort gibt es einige Gerichte aus dem Hauptrestaurant, aber auch Burger und Hot Dogs oder Wraps und Paninis. Am Vormittag hätte es im Lido Café Suppe gegeben.
Wir zogen uns in die Observation Lounge zurück und arbeiteten. Dazu gab es einen Cappuccino – liebevoll zubereitet von Putu aus Bali, der immer einen Scherz auf den Lippen hat!
Da wir schneller fertig waren als gedacht, beschlossen wir nochmals raus zu gehen und auf die andere Seite des Hafens zu laufen. Der Weg war dann aber doch deutlich weiter als gedacht. Wir kamen bis zum Ende der Fischereianlagen und machten Fotos vom Schiff. Auch ein paar Schafe sahen wir endlich.
Auf dem Rückweg sahen wir noch im Gift Shop des Aquariums vorbei. Ich konnte den Pfeffer- und Salzstreuern in Puffin-Form nicht widerstehen und nahm noch einen Belugawal-Pin mit. Das Aquarium versucht gerade zwei Belugas, die aus China gerettet wurden, auszuwildern. Hier wurde übrigens auch der Orca Keiko aus dem Film “Free Willy” ausgewildert.
Alle an Bord war um 15:30 Uhr, Abfahrt um 16 Uhr. Da begann in der Observation Lounge auch die Kaffeezeit. Wir genossen die Ausfahrt vom Observation Deck auf Deck 5 aus. Eissturmvögel, Möwen und immer wieder Puffins flogen vor dem Schiff.
Anschließend gönnten wir uns noch ein Glas Wein und ein Sandwich von der Kaffeestunde.
Um 16:30 Uhr wurden im Auditorium die Ausflüge der Reise präsentiert. Ob es wirklich wertvolle Hinweise zu den Ausflügen gab, wie es im Programm stand, haben wir nicht erforscht. Sprich wir sind nicht hingegangen. Wir beschlossen, dass wir doch das gute Wetter nutzen sollten, um die Fotos von den Außenbereichen zu machen. Anschließend gingen wir auch noch Deck 4 mit den öffentlichen Bereichen durch. Nur die Observation Lounge und das Spa fehlen noch.
Kapitän Amadeu Albuquerque lud um 18:30 Uhr zum Captain´s Welcome Cocktail in die Main Lounge auf Deck 4 ein und stellte seine Offiziere vor. Es gab Sekt und Sektcocktails sowie Häppchen.
Für die Statistiker: 100 Crew-Mitglieder aus 17 Nationen waren an Bord – Kapitän Amadeu Albuquerque, Staff Kapitän Pedro do Brito Dias, Sicherheitsoffizier Jose da Costa e Sousa, Chief Ingenieur Antonio Cardoso e Sousa, Bordarzt Yurii Rudiev, Kreuzfahrtleitung Anke Ulisch, Assistent der Kreuzfahrtleitung Clemens Wandelt, Lektorin Marieluise Erhart, Hotelmanager Thomas Leitner, Zahlmeisterin Isabella Sommer, Küchenchef David Buchanan, Maître d´Hotel Zdravko Katusic und Hausdame Melanie Meres.
Anschließend gab es ab 19 Uhr das Willkommens-Gala-Abendessen im Restaurant. Heute das erste Mal mit Bedienung. Mit Ausnahme es etwas zähen Roastbeefs sehr lecker!
Da draußen sich ein schöner Sonnenuntergang abzeichnete, ging ich hinten auf Deck 4 auf das Außendeck und machte mehrmals Fotos. Dabei fiel mir schon die langsame Geschwindigkeit und die fehlende Heckwelle auf. Irgendwann kam dann die Durchsage von Anke, dass es ein Problem mit der Maschine gebe und daran gearbeitet werde.
Das Abendessen endete abrupt mit einer weiteren Durchsage von Anke, die sie während des Cocktail-Empfangs schon ankündigte: Nordlichter – Aurora Borealis! Es passte gut, dass das Schiff fast stand. So ließen sich mit dem Handy sogar halbwegs ansehnliche Fotos machen.
In der Main Lounge gab es noch musikalische Unterhaltung mit EJ und Angelo. Das fiel allerdings den Nordlichtern zum Opfer. Wann wir wirklich wieder in Fahrt kamen, weiß ich nicht. Anke hatte inzwischen durchgesagt, dass aufgrund der Maschinenprobleme sich die Ankunft in Eskifjördur verzögern würde und daher alle Ausflüge storniert würden.
Für uns ging es gegen 23 Uhr ohne weitere Neuigkeiten ins Bett. Was für ein ereignisreicher Tag!
Weiter geht es mit Tag 3 in Eskifjörður.