Tag 1 Düsseldorf – Longyearbyen – Barentsburg
Auf dem Weg nach Spitzbergen.
Sonnenaufgang: | irgendwann in Düsseldorf |
Sonnenuntergang: | gibt es bis Tromsø nicht mehr |
Longyearbyen – Barentsburg: | 27 nm |
Um 5:40 Uhr klingelte der Wecker. Eine Stunde später waren wir für den Shuttle-Bus angemeldet. Also fertig machen, Koffer packen und ab zur Rezeption und zahlen. Vor der Rezeption warteten schon einige Gäste auf den Shuttle-Bus. Wir waren nicht die Einzigen Hapag-Lloyd Passagiere, die sich dieses Hotel zur Vorübernachtung ausgesucht hatten. So fuhren gleich zwei Mini-Busse um 6:40 Uhr zum Flughafen.
Schalter 181/182 im Terminal B waren für den Sonderflug AB1204 der MS Bremen reserviert. Der Check-in sollte erst um 7:15 Uhr öffnen. Die Schalter waren unschwer zu finden, obwohl eine Anzeige noch nicht geschaltet war. Es hatte sich bereits eine kleine Schlange gebildet, die sich durch die orangen Kofferanhänger als die unsere identifizieren lies. Kurze Zeit später kam bereits die Reiseleitung von Hapag-Lloyd vorbei und hakte unsere Namen auf der Liste ab. Für den Check-in brauchte es lediglich den Reisepass.
Wir kauften uns noch schnell einen Kaffee und eine Kleinigkeit für das Frühstück und gingen dann die Shopping Mall ab. Eine nicht näher genannte Person benötigte noch ein wärmendes Oberteil und bei Jack Wolfskin wurden wir bei der Schlussverkaufsware fündig.
Weiter ging es durch die Sicherheitskontrolle zum Gate 77. Der Abflug verspätete sich leicht. Auf dem Flug wurden Kopfhörer verteilt (kostenlos, sonst 3 Euro). Zum Mittagessen gegen 11 Uhr gab es Rinderfilet Terriyaki oder dreierlei Pasta in der Business Class Version von Air Berlin – jeweils mit Antipasti als Vorspeise und Melone/Trauben als Nachspeise, dazu eine Semmel, Butter und Käse. Durchaus schmackhaft! Auf dem Flug wurden wir von einer Reiseleiterin von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten begleitet.
Kaum war Spitzbergen voraus, öffnete sich die Wolkendecke und gab einen ersten Blick auf Eis und Fjorde frei:
Kurz nach 13 Uhr landeten wir am Flughafen Longyearbyen. Der Flughafen ist sehr überschaubar. Schon vom Rollfeld aus konnten wir die MS Bremen am Pier liegen sehen. Über zwei Treppen vorne und hinten stiegen wir aus und liefen zum Terminalgebäude, das gerade mal über ein Gepäckband verfügt, in dessen Mitte ein ausgestopfter Eisbär steht. Im Flughafen gibt es übrigens kostenloses WLan.
Die Koffer brachten wir unmittelbar zu dem vor dem Flughafen wartenden LKW und stiegen in die bereit stehenden Busse. Leider habe ich das Schild mit den Entfernungen zu diversen Orten sowie der Eisbärenwarnung erst beim Losfahren gesehen, so dass die Fotos nur unscharf sind.
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Die nächsten rund zwei Stunden ging es auf Stadtrundfahrt durch die 2.100 Seelen-Gemeinde Longyearbyen mit diversen Fotostops sowie einem Besuch des Svalbard Museums und des Stadtzentrums, wo sich zum einen ein großer Supermarkt und zum anderen eine Post und ein Geldautomat befinden – der nördlichste Geldautomat der Welt. Auch viele andere „nördlichste der Welt“ Rekorde hält Longyearbyen, wie z.B. die nördlicheste Kirche der Welt, an der unter anderem einer der Stopps war. Die Stadt ist geprägt durch den Kohleabbau mit insgesamt neun Minen. Heute wird nur noch für den eigenen Energiebedarf gefördert. Inzwischen haben die Studenten und der Tourismus die Stadt übernommen. Ein paar Rentiere konnte wir vom Bus aus ebenfalls erspähen, leider zu weit weg für ein schnelles Foto durch das Busfenster.
Vom Flughafen aus ging es erst einmal vorbei an der MS Bremen hoch nach Skjaeringa zu nördlichsten Kirche der Welt, der Svalbard Kirke, die interkonfessionell ist. Auf Spitzbergen ist es übrigens üblich, beim Betreten eines Gebäudes, die Schuhe auszuziehen. Teilweise werden Schuhe gestellt, teilweise gibt es “Überschuhe” aus Plastik, teilweise läuft man einfach auf Socken weiter. An der Kirche wurde der erste Fotostopp eingelegt:
Weiter ging es vorbei am Huset nach Nybyen (Neustadt), wo der zweite Fotostopp eingelegt wurde:
Anschließend fuhren wir zum Svalbard Museum, wo wir Plastiktüten-Überschuhe anziehen durften. Hier gab es einen ersten Einblick in die Tierwelt von Spitzbergen und die Geschichte des Svalbard Archipels. Außerdem gibt es einen sehr gut ausgestatteten Souvenir-Laden:
Auf Spitzbergen darf nicht, was vor 1950 errichtet wurde, verändert oder abgerissen werden. Daher sind die Kohleförderungsanlagen und vor allem auch die Lorenlifte sehr gut erhalten. Nach dem Museum ging es vorbei an den Schlittenhunde-Zwingern zu dem Fotomotiv schlechthin:
Die Aufschrift auf dem Schild lautet “Gilt für ganz Svalbard”. Ab diesem Schild ist Waffenpflicht. Dies ist das Ende der als sicher geltenden Zone.
Anschließend ging es ins Stadtzentrum, wo sich ein Coop Supermarkt, eine Post, ein Geldautomat, eine Apotheke und diverse Geschäfte mit Souvenirs und Outdoor-Ausrüstung befinden. Ein Denkmal für die Bergarbeiter ziert die Mitte des Orts.
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Gegen 16:25 Uhr ging es nun endlich zum Hafen und zum Schiff (Webcam Longyearbyen). Im Bus noch die Fragen nach Ebola durch den Schiffsarzt, dann Bordkarte entgegennehmen, Foto machen und ab ging es – in Begleitung natürlich – zur Kabine, wo die Koffer bereits auf uns warteten. Diese wurden rasch ausgepackt und wir machten eine erste kurze Runde übers Schiff, die sofort im Club endete, um noch einen Kaffee zu trinken (Kaffee- und Teezeit war von 16:30 bis 17:30 Uhr). Es hatte übrigens 15°C und so war auch die Terrasse am Heck gut besucht. Wir sahen noch die Polarsyssel ausfahren, das Schiff des Sysselmanns, dem Gouverneur von Svalbard:
Danach ging es Schlag auf Schlag… 18 Uhr Seenotrettungsübung mit der Navigationsoffizierin Bjerla König – mit Rettungsweste und Gang zum Außendeck zum Einstieg in die Rettungsboote. 18:30 Uhr Ablegen und gleichzeitig im Club die obligatorische Einweisung in die Zodiacs mit der Leitenden Offizierin Petra Müllensiefen und Kreuzfahrtdirektorin Nadine Armbrust. Anschließend stellte der Expeditionsleiter Dr. Ha-Jo Spitzenberger noch den restlichen Ablauf des Tages vor – ja, nichts mit gemütlich Zurücklehnen! Heute war noch ein Landgang geplant!
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Aber vorher ging es noch um 19 Uhr ins Restaurant zum Abendessen. Wir hatten einen 8er Tisch neben dem Kapitänstisch mit einer deutschen Familie, die wir schon aus dem Bus und dem Flugzeug kannten, sowie einem Vater samt Sohn aus der Schweiz.
Alternativ zum Dessert gab es jeden Abend ein Buffet mit frischem Obst und Käse:
Um es vorwegzunehmen: Jegliche Sonderwünsche wurden notiert und ohne Probleme erfüllt, solange das Entsprechende auf der Karte generell zur Verfügung stand. Ein Sorbet gab es auch gerne als Nachtisch, eine kalte Suppe wurde als Vorspeise serviert, obwohl als Nachtisch gedacht, Beilagen konnten ausgetauscht werden. Alles kein Problem!
Während des Abendessens näherten wir uns bereits der russischen Bergbausiedlung Barentsburg. In dem 1932 gegründeten Barentsburg leben ca. 400 Menschen, Russen und Ukrainer, vom Bergbau und – immer mehr – vom Tourismus. Ab 21:30 Uhr begann die Ausschiffung mit den Zodiacs mit trockener Anlandung. Die Passagiere sind in vier Gruppen nach Farben eingeteilt (Farbpunkte auf der Bordkarte). Wir gehören zur Gruppe rot und waren heute als Letzte dran. Noch am Ende des Abendessens hieß es, dass eine Gruppe Belugas gesichtet worden sei. Leider waren sie inzwischen so weit weg, dass man sie nur erahnen konnte.
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Das Expeditions-Team macht sich auf den Weg:
Kurz vor 22 Uhr waren wir an Land. Regenhose und normale Schuhe reichten für die trockene Anlandung heute völlig. Vor dem Aussteigen gab es eine kurze Instruktion von unserem Expeditions-Leiter, die heute aber im Wesentlichen aus der Abfahrtszeit des letzten Zodiacs bestand. Auch im Ort standen Mitglieder des Expeditionsteams für Fragen bereit und gaben Hinweise zu den Sehenswürdigkeiten. Nach Erklimmen der 250 Stufen der Holztreppe ging es erst einmal rechts in den Souvenir-Laden. Einen Magneten und einen Pin erstehen. Bezahlt wird in Barentsburg in Cash – akzeptiert wird alles außer Rubel, sprich Euro, Norwegische Kronen oder US Dollar. Dann nach Links zur Holzkirche. Die Lenin-Büste wurde mit dem Tele fotografiert. Es ging weiter vorbei an der von Künstlern aus Sankt Petersburg schön bemalten Schule in die nördlichste Brauerei der Welt, der Roten Bär Brauerei. Dort gönnten wir uns je ein Bier und probierten den lokalen Vodka. Riecht wie Desinfektionsmittel ist aber sehr mild. Das Bier ist mit 3,5% eher als „leicht“ einzustufen. Von Longyearbyen aus geht es im Winter mit dem Schneemobil und im Sommer mit dem Boot nach Barentsburg, das vor allem wegen seiner niedrigen Preise für Alkohol bei den Norwegern beliebt ist. Zum Hotel und zur Post haben wir es nicht mehr geschafft, aber eher deswegen, weil wir keine Lust mehr hatten. Danach war es leider schon wieder Zeit in Richtung Schiff zugehen. 23:30 Uhr fuhr das letzte Zodiac.
Kann man das nun Sonnenuntergang nennen, wenn es keinen gibt? Mitternachtssonne bei Barentsburg:
Und noch ein paar Bilder von der MS Bremen vor Barentsburg – man kann ja nie genug Bilder vom Schiff haben:
Den Spätimbiss um 22:30 Uhr verpassten wir. Zur Ausfahrt machte Kapitän Gottschalk noch eine Durchsage über die weitere Fahrtroute am nächsten Tag. Außerdem waren die Belugas wieder in der Nähe. Kurz nach Mitternacht sollten sie auf der Backboardseite sichtbar sein. Wir konnten sie leider nicht mehr entdecken. Unglaublich, aber es ist immer noch taghell und die Sonne steht hoch am Himmel!
Hallo Carmen,
ich bin sprachlos – ein wunderbarer Reisebericht von einer Destination, die ich bislang nie so richtig im Blickfeld hatte.
Da muss ich hin – wenn vielleicht auch erst in 2 – 3 Jahren.
Gerne hätte ich gewusst, ob es auch eine herunterladbare pdf-Version dieses Reiseberichtes geben wird.
LG
Siegrid
Hallo Siegrid,
erst einmal herzlichen Dank!
Wir hatten eigentlich auf die pdf-Version verzichtet, da diese Reise doch sehr speziell ist und wir nicht mit einer Nachfrage insoweit rechneten.
Wir werden mal drüber nachdenken. Kann aber noch eine Weile dauern.
Gruß
Carmen
Danke, Carmen, für die schnelle Antwort.
Dann muss ich mich jetzt erst einmal mit der online Version begnügen. Ich liebe es, interessante Reiseberichte auf dem tablet zu lesen / anzusehen und im Gespräch mit der Familie / den Freunden immer mal schnell zur Hand zu haben.
LG
Siegrid
Liebe Frau Winkler,
rein zufällig bin ich auf Ihren Bericht der Arktis-Kreuzfahrt mit der MS Bremen gestoßen. Ich war selbst bei der Reise an Bord und stelle gerade ein Fotobuch darüber zusammen. Da ich, trotz der Mitnahme der Tagesbulletins und der Landkarten von Bord, zum Schluß meinte, manche Fotos nicht mehr richtig zuordnen zu können, ging ich ins Internet, um da evtl. Orientierung zu finden. Und siehe da, ich bin relativ schnell auf Ihren Bericht gestoßen. Er ist unglaublich detailliert und mit tollen Fotos. Unübertrefflich! Hat mir beim “Chronologischen” Check meines Fotobuches sehr geholfen. Vielen Dank?
Liebe Frau Lempp,
Herzlichen Dank! Freut mich, dass mein Reisebericht bei der Zusammenstellung Ihres Fotosbuchs eine Hilfe war! Es war doch eine sehr außergewöhnliche Reise mit unvergesslichen Erlebnissen!
Mit Grüßen aus München
Carmen Winkler
Hallo Carmen, wir haben die Reise für nächstes Jahr gebucht (mit der Hanseatic) und sind begeistert von deinem detaillierten Bericht ! Er bietet so viele tolle Eindrücke und nützliche Infos. Die Fotos sind auch traumhaft. Unsere Spannung steigt… Alles Gute für euch, viele Grüße, Gerd & Astrid
Herzlichen Dank, Astrid!
Ich wünsche Euch eine tolle und erlebnisreiche Reise auf der MS Hanseatic im nächsten Sommer und dass die Umrundung auch gelingt!
Gruß
Carmen