Tag 2 Pyramiden – Tempelfjord – Tunabreen – Trygghamna
Berge, Gletscher und der Lummensprung:
Mittagsposition: | 78°21,6´N / 15°20,5´E |
Mittagstemperatur: | 10°C |
Barentsburg – Tryghamna: | 132 nm |
Gegen 7 Uhr machten wir einen kleinen Abstecher vom Isfjord in den Billefjord zur zweiten russischen Siedlung, Pyramiden, die nach dem pyramidenförmigen Berg benannt ist. Pyramiden ist heute eine Geisterstadt und nicht mehr bewohnt. Dort gibt es aber das nördlichste Klavier der Welt. Ich muss allerdings gestehen, dass ich nach dem langen Abend gestern, das verpasst habe. Erst gegen halb 8 war ich ansprechbar und ging hoch zu meinem Mann in die Panorama Lounge auf Deck 7 zum morgendlichen Sightseeing.
Frühstück für Frühaufsteher gab es von 7:30 Uhr bis 8:00 Uhr im Club. Anschließend gibt es dort bis 10 Uhr das Frühstücksbuffet, während gleichzeitig im Restaurant zum Frühstück à la Carte serviert wird.
Von 9 Uhr an stand in der Bibliothek die Hostess Monika Meiers eine halbe Stunde für Fragen rund ums Schiff zur Verfügung. Die Brücke auf Deck 6 ist übrigens offen – außer im Hafen, auf Reede und in der Nacht – hmm, was ist eigentlich Nacht, wenn die Sonne nicht untergeht?
Gegen 9:30 Uhr sollten wir den „Thunfischgletscher“ (Tunabreen) am Ende des Tempelfjord erreichen, vor dem wir einmal drehten.
Panorama des Tunabreen:
Panorama der Tempelfjord-Berge:
Leider ist hier das Wasser recht schlammig, was der Grund dafür ist, dass es hier keine Robben gibt. Und wo keine Robben sind, gibt es auch keine Eisbären. Der Tempelfjord zeichnet sich durch seine von Erosion geschaffenen Steilwände aus, deren trumartige Form an die Säulen eines Tempels erinnern. Geologisch ist vor allem die schöne Schichtung der Gesteine mit den weißen Gipsschichten interessant. Der Tempelfjord ist ein weiterer Nebenarm des Isfjords.
Um 10 Uhr stellte Kreuzfahrtdirektorin Nadine Armbrust in der Panorama Lounge das Expeditions-Team vor. Anschließend erläuterte Expeditionsleiter Dr. Ha-Jo Spitzenberger die Verhaltensregeln für Spitzbergen und gab eine Vorschau auf die Aktivitäten des morgigen Tags.
[clear]
Es handelte sich ja um eine Familienreise für „Junge Entdecker“ und so trafen sich diese – inklusive unserer Tochter – heute erstmals um 11 Uhr im Club mit Volker Boehlke. Gleichzeitig fand im Club auch ein Treffen der Ärzte mit dem Bordarzt statt. Außerdem stand heiße Boullion im Club bereit. Die Ärzte besichtigten übrigens im Anschluss noch das Hospital auf Deck 3.
Ich machte noch eine kleine Fotorunde und entdeckte im Bordshop eine Fleecejacke mit dem Bremen-Logo reduziert auf 10 Euro. Da konnte ich nicht nein sagen und die Heike Kuhls, die neben dem Bordshop auch die Kreuzfahrtberatung und den Hapag-Lloyd Kreuzfahrten Club betreut, war glücklich, denn die Größe XS verkauft sich nicht ganz so gut. Da hat sich das Abnehmen doch mal gelohnt.
Ab 11:30 Uhr wurden in zwei „Schichten“ die Parkas und die Gummistiefel in der Panorama Lounge verteilt. Erst die Decks 7, 6 und 5 und ab 12 Uhr dann die Decks 4 und 3. Die Parkas sind sehr angenehm im Tragen. Gummistiefel brauchten wir nur für unsere Tochter. Wir hatten unsere eigenen Gummistiefel mit dabei, die wir damals für die Antarktis gekauft hatten.
Mittagessen gab es ab 12:30 Uhr wahlweise mit Bedienung im Restaurant oder als Buffet im Club – heute: Fischbuffet. Besonders der in dreierlei Varianten gebeizte Lachs war extrem lecker. Nach dem etwas zu üppigen Mittagessen nutze ich die Zeit und ging ins Fitness-Studio. Duschen, Haarewaschen und fertig machen für den Landgang.
Für 14:30 Uhr war die Ankunft im Trygghamna Fjord geplant vor dem Berg Akhornet.
Panorama der Landestelle im Trygghamna Fjord:
Panorama Trygghamna Fjord:
Dieser Fjord bedeutet übersetzt „sicherer Hafen“ und wurde bereits von den Walfängern des 17. Jahrhunderts genutzt. Im 18. Jahrhundert kamen die Pomoren (russische Jäger) und errichteten unweit der Walfangstation eine größere Jagdstation mit fünf Gebäuden. Unsere rote Gruppe war heute die vorletzte Gruppe für die Zodiacs. Eigentlich gibt es auch noch die hölzernen Fundamente der Hütten der Pomoren zu sehen, aber wir sind erst einmal nach Links auf das Plateau aufgestiegen und dann zurück zur Hütte des Sysselmann (Gouverneur von Spitzbergen). Bei der letzten Fahrt der Bremen war hier zum ersten Mal eine Anlandung geplant, doch dann kam ein Eisbär dazwischen, der sich an der Hütte zu schaffen machte. Das Erkundungsteam entdeckte den Bären gerade noch rechtzeitig und brach den Landgang ab. Der Bär wurde übrigens vom Hubschrauber des Gouverneurs verjagt. Die Hütte ist kameraüberwacht.
Bei der Hütte hatten wir einen guten Blick auf die Dickschnabellummen. Die Jungvögel werden gerade flügge und starten aus den Nestern in den steilen Felswänden begleitet von ihren Elterntieren ins Meer. Dort bildete sich schon eine große Gruppe, welche die Jungvögel einsammelte. Dieser sogenannte Lummensprung hatte in diesem Jahr gerade begonnen. Das Landen der „fliegenden Pinguine“ im Wasser ist lustig zu beobachten. Trotz der Entfernung gelangen uns ein paar nette Fotos. Außer Vögeln konnten wir leider keine Tiere sehen, nur Rentierkot und Fellreste sowie die Knochen eines Polarfuchses.
Aber trotz Herbst gab es noch zahlreiche bunte Blümchen.
Von 16 bis 17 Uhr gab es im Club wieder Kaffee, Tee und Kuchen. Wir entsagten den Kalorien und beschränkten uns auf einen Cappuccino und Tee. Manchmal reicht es auch, das Essen nur anzusehen.
Um 18:30 Uhr lud Kapitän Jörn Gottschalk dort zum Willkommens-Cocktail ein und stellte seine Offiziere vor. Vor dem Cocktail gab es natürlich die Möglichkeit einen kurzen Plausch mit dem Kapitän zu halten und ein Foto machen zu lassen. Kapitän Gottschalk nimmt sich auch gerne für jeden Passagier Zeit.
Anschließend ging es um 19:30 Uhr zum formellen Abendessen.
Nach dem Abendessen machten wir noch einen Abstecher zur Rezeption und holten uns Postkarten, die wir morgen in Ny-Ålesund am nördlichsten Postamt der Welt abschicken wollten. Aber die Rezeption machte uns einen „Strich durch die Rechnung“. Zum einen gab es bereits zahlreiche Stempel an der Rezeption (wer ein Bordbuch hat, kann hier auch einen Spitzbergen-Umrundung Stempel bekommen), zum anderen hieß es sofort, “wir geben die Postkarten für Sie auf und stempeln sie auch ab”. Perfekter Service! Ach ja, am Beginn der Stadtrundfahrt in Longyearbyen wurden die Reisepässe im Bus eingesammelt. Auch diese werden in Ny-Ålesund gestempelt – wer das nicht möchte, musste an der Rezeption Bescheid geben.
Die Abendunterhaltung bestand aus Klaviermusik im Club mit Alejandro Graziani ab 21 Uhr im Club, wo es um 22:30 Uhr noch den Spätimbiss gegeben hätte. Wir beschlossen den Tag mit einem Cocktail im Club und gingen gegen 23 Uhr ins Bett.
Die Tagestemperatur lag bei ca. 9°C. Die Wassertemperatur bei 6,5°C. Nur der Pool hat konstant 28°C.
Hajo Lauenstein schreibt auf dieser Reise das Reisetagebuch, das alle Passagiere in gedruckter Form erhalten. Wer das Reisetagebuch in elektronischer Form auf einem USB-Stick erhalten möchte, muss nur an der Rezeption Bescheid geben. Wir haben uns für die Print-Version entschieden.
Hallo Carmen,
ich bin sprachlos – ein wunderbarer Reisebericht von einer Destination, die ich bislang nie so richtig im Blickfeld hatte.
Da muss ich hin – wenn vielleicht auch erst in 2 – 3 Jahren.
Gerne hätte ich gewusst, ob es auch eine herunterladbare pdf-Version dieses Reiseberichtes geben wird.
LG
Siegrid
Hallo Siegrid,
erst einmal herzlichen Dank!
Wir hatten eigentlich auf die pdf-Version verzichtet, da diese Reise doch sehr speziell ist und wir nicht mit einer Nachfrage insoweit rechneten.
Wir werden mal drüber nachdenken. Kann aber noch eine Weile dauern.
Gruß
Carmen
Danke, Carmen, für die schnelle Antwort.
Dann muss ich mich jetzt erst einmal mit der online Version begnügen. Ich liebe es, interessante Reiseberichte auf dem tablet zu lesen / anzusehen und im Gespräch mit der Familie / den Freunden immer mal schnell zur Hand zu haben.
LG
Siegrid
Liebe Frau Winkler,
rein zufällig bin ich auf Ihren Bericht der Arktis-Kreuzfahrt mit der MS Bremen gestoßen. Ich war selbst bei der Reise an Bord und stelle gerade ein Fotobuch darüber zusammen. Da ich, trotz der Mitnahme der Tagesbulletins und der Landkarten von Bord, zum Schluß meinte, manche Fotos nicht mehr richtig zuordnen zu können, ging ich ins Internet, um da evtl. Orientierung zu finden. Und siehe da, ich bin relativ schnell auf Ihren Bericht gestoßen. Er ist unglaublich detailliert und mit tollen Fotos. Unübertrefflich! Hat mir beim “Chronologischen” Check meines Fotobuches sehr geholfen. Vielen Dank?
Liebe Frau Lempp,
Herzlichen Dank! Freut mich, dass mein Reisebericht bei der Zusammenstellung Ihres Fotosbuchs eine Hilfe war! Es war doch eine sehr außergewöhnliche Reise mit unvergesslichen Erlebnissen!
Mit Grüßen aus München
Carmen Winkler
Hallo Carmen, wir haben die Reise für nächstes Jahr gebucht (mit der Hanseatic) und sind begeistert von deinem detaillierten Bericht ! Er bietet so viele tolle Eindrücke und nützliche Infos. Die Fotos sind auch traumhaft. Unsere Spannung steigt… Alles Gute für euch, viele Grüße, Gerd & Astrid
Herzlichen Dank, Astrid!
Ich wünsche Euch eine tolle und erlebnisreiche Reise auf der MS Hanseatic im nächsten Sommer und dass die Umrundung auch gelingt!
Gruß
Carmen