Der Tag fing sehr früh an. Um 5:10 Uhr klingelte der Wecker. Es ging um den Sonnenaufgang und die Einfahrt nach Taiohae, das wir kurz nach 6 Uhr erreichten. Jedenfalls war es gerade noch Sonnenaufgang.
Taiohae hat inzwischen einen neuen Pier rechts in der Bucht, die ein ehemaliger Vulkankrater ist. Hier kam 1842 Herman Melville auf dem Walfänger Acushnet an nach über sechs Monten auf See und desertierte zusammen mit dem Matrosen Richard Tobbias Greene. Sie erreichten über die Hügelkette das Nachbartal Taipivai, wo sie von den Typees (Taipi – so auch der Name des Buchs) gefangen wurden. Während Greene nach wenigen Tagen die Flucht gelang, wurde Melville am Bein verletzt und blieb vier Wochen. Mit dem australischen Walfänger Lucy Ann gelangte er nach Tahiti. Über die dortigen Ereignisse berichtet Melville in seinem Buch Omoo (Omu). Die morgendliche Einfahrt in die hufeisenförmige Bucht beeindruckt noch immer.
Noch während der Einfahrt wurde eines der Beiboot zu Wasser gelassen. Es ist schlicht im Weg beim Abladen der Fracht, weil es oben auf den Containern liegt.
Aber jetzt ging es erst einmal um 6:30 Uhr zum Frühstück.
Um 7:15 Uhr war schon Treffpunkt in der Lounge für den heutigen Tag. Am Pier hatten sich inzwischen die Jeeps aufgereiht. In Vierergruppen wurden wir von Bord geführt und an Land wieder mit Musik, einer Tiare-Blüte und einem Mave Mai empfangen.
Mit den Jeeps ging es zunächst zur Kathedrale Notre Dame von Taiohae. Die Kathedrale wurde von 1973 bis 1977 unter Leitung von Bruder Gerard gebaut. Sie vereint die Kultur und die Inseln der Marquesas. So wurden Steine von allen sechs Inseln verbaut, wie die Blumensteine von Ua Puo oder das heilige rote Gestein von einer unbewohnten Insel und auch Steine mit Mörserlöchern aus der Historie der Marquesas. An der Kanzel finden sich die vier Evangelisten dargestellt als Adler, Stier, Löwe und Engel. Das Jesuskind hält eine Brotfrucht statt der Kugel mit dem Kreuz. Das Marquesas Kreuz ist in der ganzen Kirche allgegenwärtig. Den Eingang schmücken Figuren von Petrus und Paulus geschnitzt aus Rosenholz. Am Hügel hinter der Kathedrale ist das Denkmal für den ersten Bischof Francois Baudichon sowie das Grab von Bischof Hervé-Maria Le Cléac´h, der die Kathedrale hat errichten lassen. Der Eingangsbau mit dem Torbogen und den beiden Türmen sind die einzigen Überreste der früheren Kathedrale, die einem Feuer zum Opfer fiel. Es handelt sich um die größte Kirche auf den Marquesas.
Anschließend fuhren wir durch die Berge weiter zur archeologishen Ausgrabungsstätte Kamuhei. Auf dem Weg wurden zwei kurze Foto-Stopps eingelegt bei einem Aussichtspunkt über die Bucht von Taiohae und die Bucht von Taipivai. Aussicht über die Bucht von Taiohae:
Aussicht über das Tal und die Bucht von Taipivai:
Mit dem Jeep in den Bergen von Nuku Hiva:
In Kamuihei wurden wir mit Tiare-Blüten empfangen und genossen zunächst die traditionellen Tänze unter dem riesigen Banjan-Baum – einer Feige -, der den Marquesas heilig ist. In den Luftwurzeln dieses Baums fanden Archäologen übrigen hunderte Menschenschädel von den Menschenopfern, die an dieser Kultstätte gebracht wurden.
Hier ein kurzes Video:
Kamuihei ist eine alte Tempelanlage, die vor allem durch ihre Petroglyphen bekannt wurde – die Zeichnungen in Steinen. Über 7000 dieser Zeichnungen gibt es auf der Insel. Lektorin Sidsel erklärte zusammen mit Valentina die Kultstätten. Der Stein mit dem großen Fisch und den Schildkröten entpuppt sich bei genauerem Hinsehen selbst als Schildkröte. Auch ein Schildkröten-Tiki findet sich hier. Schildkröten waren heilige Tiere, da sie die Verbindung zwischen Wasser und Land herstellten.
Da Kamuihei in einem Wald liegt und die Wege uneben sind, ist festes Schuhwerk (Turnschuhe, leichte Trekkingschuhe) empfehlenswert. Außerdem gibt es in dem Wald Moskitos und Nonos (Sandflöhe), so dass auch ein Mückenschutz nötig ist.
Es ging weiter zur Bucht von Hatiheu, wo wir kurz anhielten. Die französische Gruppe hatte dort ihr Mittagessen. Hier gibt es einen Laden sowie eine Kirche.
Noch ein Panorama der Bucht:
Auf dem Rückweg nach Taiohae wurde am Berg ein Fotostopp für die Bucht von Hatiheu gemacht, die ganz bizarre Felsformationen aufweist.
Bei Chez Simon am Tohua Te Aitua im Tal von Taipivai gab es Mittagessen mit einem Schwein aus dem traditionellen Erdofen Umu. Morgens wird das Schwein in einem Korb mit Brotfrucht auf heiße Steine gelegt, mit Bananenblättern und nochmals heißen Steinen bedeckt, dann abgedeckt und mit Erde zugedeckt. Zu Mittag ist es dann durchgegart und wird vorsichtig ausgepackt.
Außerdem gab es Poisson Cru, Oktopussalat, Ziege in Kokosmilch, das Schwein mit Kokosmilch, panierter Thunfisch und einen Nachtisch. Wasser, Kaffee und Tee sind inkludiert. Weitere Getränke können gekauft werden. Die Musiker freuen sich am Ende über ein kleines Trinkgeld. Beim Restaurant gibt es auch einen kleinen Kunsthandwerkermarkt. An unserem Tisch aß eine Dame glutenfrei und bekam zwei große Platten hingestellt, die sie alleine gar nicht essen konnte.
Es ging zurück nach Taiohae, wo wir die Wahl hatten, zum Schiff zurückgebracht zu werden oder noch etwas Freizeit im Ort zu verbringen. An der Touristeninformation gibt es ein Café mit Internet, einen Obst- und Gemüsemarkt und einen kleinen Markt mit lokalem Kunsthandwerrk.
Wir marschierten nochmals zur Kathedrale für ein paar Fotos. Kann man jemals genug Fotos vom Schiff haben?
Auf dem Rückweg nahmen wir noch den Tiki am Berg Tuhiva – die größte Skulputur Polynesiens mit, die dort seit 2017 steht.
Mit müden und wunden Füßen ging es zurück an Bord. Um 17 Uhr legten wir ab, fuhren aber nur in die Bucht, wo wir die Nacht bis ca. 5 Uhr verbringen werden.
Weiter ging es Schlag auf Schlag mit dem Briefing für Morgen um 17:30 Uhr. Morgen steht eine kleine 4 km Wanderung an, für die man sich an der Rezeption eintragen muss. Also nach dem Briefing zur Rezeption.
Die Happy Hour begann heute erst um 18 Uhr. Da es inzwischen schon dunkel war und wir den Sonnenuntergang während des Briefings verpasst hatten, setzten wir uns direkt an die Veranda Bar und schauten der sichtlich gestressten Barfrau beim Cocktail-Machen zu. Der Cocktail des Tages war ein grüner Vodka – mit Crème de Menthe. Nicht mein Fall, also lieber ein MaiTai und ein Marquises.
Auch das Abendessen war heute anders als sonst: Ab 19 Uhr war Plancha-Night am Pooldeck und musikalischer Unterhaltung ab 20:30 Uhr angesagt. Passagiere und Crew essen gemeinsam am Pooldeck und Deck 8 vom liebevoll angerichteten Buffet. Alles war schön eindeckt, doch dann spielte Last Minute das Wetter nicht mit und es gab immer wieder heftige Regenschauer. Wir ergatterten noch einen trockenen Platz und zwischen zwei Regenschauern auch das Abendessen. Die Live Musik fiel allerdings aus.
Irgendwie waren wir so fertig, dass wir tatsächlich schon kurz nach 21 Uhr ins Bett gingen.
Weiter geht es mit Tag 5 in Hakahau auf Ua Pou.